Ein Interview

Es ist ein milder Tag, als eine Journalistin des Allgemeinen Literatur Forums (ALF) ein Interview mit dem Autor Thomas Gottfried Krage führt. Beide sitzen entspannt in bequemen Korbstühlen unmittelbar vor der beeindruckenden Kulisse des Bückeburger Schlosses.

Herr Krage, Sie haben diesen Ort zum Gespräch vorgeschlagen. Was hat das prächtige Schloss mit Ihrem Leben und den Büchern zu tun?
Tja, das ist eine lange Geschichte (lacht), aber ich will mich kurz fassen. 26 Jahre war ich als Theologe und Hofprediger hier an der Schlosskirche tätig und bin nun seit September 2019 im Ruhestand. In all den Jahren stieß ich immer wieder auf spannende Geschichten und Ungereimtheiten. Das hat mich sehr inspiriert. Daraus musst du was machen, hab ich mir gesagt.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Vor Jahren wurde der uralte Schlüssel der Schlosskirche gestohlen. Monate später kam dieser in einem Päckchen wieder zurück. Anonym. Wer oder was steckte dahinter? Ich vermute einen unheimlichen Geheimbund – die Tredici! Ihre Spuren führen genau ins Jahr 1600. Damals loderte der Scheiterhaufen für einen Ketzer. („Der Schlüssel der Tredici“)

Diese Gruppe hat scheinbar auch in Stadthagen zugeschlagen …
Genau (schmunzelt). Aber in ganz anderer Weise. Schließlich spielen jene Szenen vor über 500 Jahren im ausgehenden Mittelalter. Das war eine echt düstere Zeit. Dabei ging es um einen rätselhaften Grabstein, der bis heute dort in der Klosterkirche ein Geheimnis bleibt. („Die Fälschung der Tredici“)

Wie kommt ein Theologe dazu solche Krimis zu schreiben?
Wenn man genau hinschaut, kommen in jeder Lebensgeschichte – auch in den biblischen Texten – Spannungen und Unzulänglichkeiten vor. Weil wir Menschen sind und entsprechend handeln. Dabei erkennen wir nicht das große Ganze. Sehen nicht die Zusammenhänge, die Fäden, die uns über Jahrhunderte hinweg miteinander verbinden. In meinen Romanen versuche ich diese Spuren nachzuzeichnen.

Wahrlich mit viel Fantasie. Aber was stimmt denn nun – und was nicht?
Die dichterische Freiheit erlaubt mir Vieles, zum Beispiel Verbindungen in Zeit und Raum herzustellen. Hinter den Ereignissen und Symbolen eine tiefere, geistige Ebene auszuleuchten. Dennoch habe ich mich bemüht, Historisches genau zu recherchieren. Deshalb gibt es in jedem Buch hinten ein Literaturverzeichnis. Aber klar – alles ist ein Roman, eine große, spannende Geschichte.

Gibt es auch Autobiografisches, wo steckt Thomas Gottfried Krage drin?
Diese Frage wird mir öfters gestellt (nachdenklich). Das lässt sich nur schwer beantworten. Manche Szenen spiegeln bewusst Eigenes wider, andere jedoch entsprechen mir ganz und gar nicht. Da überschreite ich als Autor meine Vorstellungen von Ethik und Moral. Es geht mir um eine große Bandbreite, denn so ist das Leben.

Können Sie uns ein bisschen mehr über Ihren Lebensweg verraten? Welche Hobbys haben Sie?
1954 bin ich im ostfriesischen Emden geboren, Otto Waalkes war ein paar Klassen über mir (lacht). Nach dem Abitur studierte ich evangelische Theologie in Wuppertal, Zürich und Göttingen. Dann kam das Vikariat in einem kleinen Dorf an der Ems, später in Bad Bentheim. Meine erste Pfarrstelle bezog ich in Brandlecht bei Nordhorn. 1993 ging es schließlich in die kleine Residenzstadt Bückeburg ins Schaumburger Land. Nach einer schmerzlichen Scheidung bin ich seit 2017 glücklich verheiratet.
Hobbys? Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Archäologie, Astronomie, Geschichte, Lesen und Schreiben, Musik, Reisen, unser kleiner Garten und die Begegnung mit Menschen – all das ist faszinierend und kann mich begeistern.

Sie sind nicht nur als Autor aktiv. Im Oktober 2019 berichtete die hiesige Zeitung, dass Sie den Jakobsweg gepilgert sind. Warum eigentlich?
Ich brauchte Abstand vom Berufsleben und wollte mich in einem ganz anderen Umfeld erleben. Ja, diese 800 km waren die größte Herausforderung meines Lebens. Über die Pyrenäen in Südfrankreich bis ins galizische Santiago de Compostela. Alles zu Fuß, keinen Tag Pause. Meistens morgens in der Dunkelheit los und abends in einem überfüllten Quartier. Dabei habe ich meine Grenzen gespürt – aber auch die Glückseligkeit, mit Menschen aus fremden Ländern unterwegs zu sein. Letztlich ging alles gut und es war alles gut. Ich habe neben religiösen Erfahrungen viel Toleranz und Hinnehmen gelernt.

Wie soll es weitergehen, sind neue Vorhaben in Sicht?
Ich hoffe, dass es ein drittes Buch mit den Tredici geben wird (lächelt). Darin soll unbedingt der Jakobsweg vorkommen. Ich habe nämlich unterwegs für mich eine alte, geheimnisvolle Burganlage entdeckt. Wer weiß…  Aber mehr verrate ich nicht.
Darüber hinaus bin ich beim Videoportal  YouTube aktiv. Dort finden Sie meinen Kanal „Thomas Nach-Gedanken“. In bislang über 25 Videos geht es um ganz verschiedene Themen zum Nach- und Weiterdenken. Schauen Sie einfach mal rein!

Herr Krage, vielen Dank für dieses interessante und aufschlussreiche Gespräch.